Geht´s uns allen gut, geht´s der Wirtschaft gut!
NO NEWS 1:
„Der flächendeckende Ausbau an Kindergärten“ zählt zu den politischen Standardversprechen. Nicht nur unser Wirtschaftsminister wünscht sich das, auch Unternehmen hoffen auf mehr Menschen in ihren Organisationen. Auch als ein Plus für die Baubranche wird der Ausbau als wichtige Konjunkturmaßnahme verlautbart. Es wird also gebaut, ein weiterer Beschäftigungsimpuls für unsere schwächelnde Wirtschaft wird suggeriert.
Dazu drei Hoppalas:
Hoppala 1: Häuser allein schaffen noch keine qualitativ hochwertigen elementaren Bildungsorte. Ohne ausreichend und gut qualifizierte, zufriedene Pädagog*innen sind mehr Kindergärten mehr leere Häuser. So wie mehr gebaute Pflegeheime ohne Pflegefachkräfte auch nicht die Versorgungssicherheit erhöhen. Im Gegenteil.
Hoppala 2: Obwohl seit Jahrzehnten bekannt ist, dass die vernachlässigten Bildungs- und Pflegebereiche massive volkswirtschaftliche Schäden erzeugen, müssen sie als Argument gegen Klimaschutzmaßnahmen herhalten: „Man müssen mehr Kindergärten bauen“ verlautbaren Politiker gegen erforderliche Bodenschutzmaßnahmen. Die Wirtschaftsaufschwung durch mehr Verbauung dürfe nicht den „vermeintlichen“ Klimaschutzmaßnahmen zum Opfer fallen.
Hoppala 3: Investitionen in das Baugewerbe bringen nicht so großen volkswirtschaftlichen Aufschwung, wie Investitionen in den Bildungs- und Pflegebereich. Wir brauchen nicht mehr Orte, sondern in einem nächsten Schritt mehr Qualität in den bereits vorhandenen Orten, mehr Fachkräfte. Es ist aus volkswirtschaftlicher Sicht eine logische Schlussfolgerung, die Investitionen in Bildung und Pflege zu erhöhen.
NO NEWS 2:
Volkswirtschaften sind von der bezahlten und unbezahlten Bildungs- und Pflegeinfrastruktur abhängig. Die jahrzehntelange Vernachlässigung in diesen Bereichen haben Überlastungen und Gesundheitsschäden zur Folge. Die Abwanderung aus der elementaren Bildungsarbeit und aus Pflegeberufen sowie die Zunahme des Fachkräftemangel sind weitere Folgen dieser chronischen Vernachlässigung. Reparaturmaßnahmen durch Investitionen in diesen Bereichen schaffen eine Stabilisierung, mehr Qualität und stärken unsere Volkswirtschaft
„Investitionen in Fürsorge, Bildung und Pflege
sind die besten Investitionen, die eine Nation tätigen kann.
Hier nicht zu investieren, ist wirtschaftlicher Selbstmord.“
Riane Eisler
NO NEWS 3:
Ein paar Eckdaten aus Studien:
- Investitionen in Kinderbetreuung, Bildung, Pflege und Gesundheit schaffen doppelt so viele Arbeitsplätze wie Investitionen in „Beton“.
- Die Wirtschaft wird durch die Ausgaben der neu eingestellten Arbeitnehmer*innen angekurbelt.
- Die Schaffung höherwertiger Bildungs- und Pflegeinfrastruktur ermöglicht den dringend erforderlichen Ausbaus an Fachkräften dieser Bereiche.
- Eine Aufwertung der Berufe durch bessere Bezahlung, Ausbildung und eine verbesserte Karrierestrukturen erhöht die Attraktivität.
Studien zeigen, dass Investitionen im Pflegebereich mehr Beschäftigung als entsprechende Investitionen im Baugewerbe schaffen. Auch wenn man die Unterschiede bei den Arbeitszeiten und Löhnen herausrechnet bleibt das Ergebnis solide: Eine Analyse zeigt: In den untersuchten Ländern ist der brancheninterne Beschäftigungseffekt von Investitionen in die Pflege durchwegs bei den gegenwärtigen Löhnen und Arbeitszeiten um den Faktor drei oder mehr größer als der von Investitionen im Baugewerbe.
Ein gängiges wirtschaftliches Argument für den Einsatz des Baugewerbes zur Ankurbelung der Wirtschaft ist, dass es ein hoher Beschäftigungsmultiplikator, d. h. das Verhältnis von indirekt und direkt geschaffenen Arbeitsplätzen, ist. Summiert man jedoch die direkten, indirekten und induzierten Beschäftigungseffekte ergib dies eine viel größere Gesamtbeschäftigung durch
Investitionen in die Pflege. Indirekte Beschäftigungseffekte von Investitionen im Baugewerbe überwiegen nicht die größeren brancheninternen Effekte. Die induzierten Effekte sind bei Investitionen im Pflegebereich größer. Investitionen in die Pflege sind also weiterhin in allen europäischen Ländern um mindestens 60 % und in den USA um 40 % höher als die Investitionen im Baugewerbe, wenn es um die Schaffung von Arbeitsplätzen geht.