Erste Zeitreihen-Analyse der Wertschöpfung von unbezahlter Arbeit, 2012 bis 2021
10 Jahre unbezahlte Arbeit im Fokus: Expertinnengespräch
mit der Politischen Ökonomin Dr. Christine Rudolf und Dr. Verena Löffler, Ökonomin mit Schwerpunkt Sozialpolitik
Auf Basis des Sozio-ökonomischen Panels (DIW), einer bei der Bundesagentur für Arbeit in Auftrag gegebenen Spezialauswertung, den Bevölkerungsdaten (Statistisches Bundesamt) und Median-Löhne (Bundesagentur für Arbeit) haben die beiden Autorinnen Dr. Christine Rudolf und Dr. Verena Löffler erstmals über einen Zeitraum von 2012 bis 2021 die Wertschöpfung von unbezahlter Arbeit in Deutschland berechnet. Berechnet wurden die Brutto-Wertschöpfung von Kinderbetreuung, Hausarbeit und Pflege in Mrd. €, die Vergleiche und die Entwicklungen der Bruttowertschöpfung der unbezahlten Arbeit mit anderen Wirtschaftsbereichen und die Vergleiche und die Entwicklungen der Bruttowertschöpfung der bezahlten Arbeit mit der unbezahlten Arbeit in Mrd €.
In den Haushalten werden mehr als das Dreifache an Sorge- und Versorgungsarbeit geleistet als durch den Staat.
Das trifft auch für die einzelnen Bereiche zu. Es wird mehr privat gepflegt als alle Ausgaben des Staates für Erziehung und Gesundheit zusammen. Es wird mehr für Kinder gesorgt als die beiden Bereiche zusammen. Der Anteil der Hausarbeit an der gesamten unbezahlten Arbeit wird nicht weniger, auch wenn der Umfang der bezahlten Arbeit zunimmt.
Private Haushalte sind der ökonomische Ort, an dem die Lebensqualität unserer Gesellschaft gestemmt wird, nicht erst während Corona, sondern grundsätzlich.
Die Bruttowertschöpfung wird durch zwei Komponenten verändert: Der Umfang der Stunden und der Umfang der Bezahlung. Zu sehen ist, dass die unbezahlte Arbeit die bezahlte Arbeit im Umfang weit übersteigt und sich im Zeitverlauf alle drei Bereiche der unbezahlten Arbeit in der Größenordnung über den größten Sektor der bezahlten Arbeit, dem Produzierenden Gewerbe schiebt. Wer die unbezahlte Arbeit bei der Wertschöpfung unserer Gesellschaft nicht in den Blick nimmt, macht sich auf einem Auge grob fahrlässig blind.
Es gibt einen starken Anstieg der Zeit für und der Wertschöpfung durch die Pflege von Angehörigen. Die starke Belastung von pflegenden Angehörigen nimmt zu.
Alle politischen Maßnahmen laufen bisher ins Leere, obwohl Männer weniger und Frauen mehr bezahlt arbeiten.
1. Die Wertschöpfung von unbezahlter Arbeit insgesamt steigt kontinuierlich.
2. Frauen leisten das Dreifache an unbezahlter Kindersorgearbeit. Die Gender Care Gaps schrumpfen in zehn Jahren nur minimal.
3. Es gibt kein Indiz, dass die Verteilung der unbezahlten Arbeit sich verändert.
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Zur Aufzeichnung vom Expertinnengespräch
Durch die Veranstaltung führte Ulrike Reiche. Bei Rückfragen zu den Berechnungen und Analysen wenden Sie sich bitte an Christine Rudolfund Verena Löffler. Bei Fragen zur Datenvisualisierung wenden Sie sich bitte an Elisabeth Sechser
Christine Rudolf, Verena Löffler, Ulrike Reiche und Elisabeth Sechser sind Teil der internationalen Arbeitsgruppe #CloseEconDataGap Deutschland, Österreich und der Schweiz, deren Ziel es ist, ökonomische Ungerechtigkeiten aufzuzeigen und zu beziffern und die ökonomischen Datenlücken zu schließen.