Der hohe Preis des Patriarchats
„Das Recht auf ein gewaltfreies Leben“ geht einher, mit der politischen Pflicht dafür zu sorgen. Das wiederum bedeutet auch das unaufhörliche Bestreben, ein besseres Wirtschaftskonzept zu etablieren, in dem sich Geschlechtergerechtigkeit, Frieden und Demokratie entfalten können. Zum besten Schutz vor Gewalt gegen Frauen und Kinder zählen die Überwindung patriarchaler Gesellschaftsnormen, viel mehr Beratungs- und Unterstützungsangebote im Opferschutz und der flächendeckende „Ausbau“ einer Caring Masculinity. Care-Arbeit für alle, partnerschaftliche, geschlechtergerechte Gesellschaftskonzepte und beste frühkindliche Fürsorge, Pflege und Bildung sind die Schlüssel für ein gewaltfreies Leben. Diese politische Agenda spart Folgekosten von Gewalt, belastet somit weniger den Staatshaushalt und sorgt für mehr volkswirtschaftlichen Fortschritt und Wohlstand.
„Es ist unbestritten, dass menschliche Gesellschaften ohne Care-Arbeit nicht funktionieren. Das Rollenbild der „Caring Masculinity“ hat die Macht, die Gesellschaft fundamental zu verändern, eine Verlagerung der Werte würde stattfinden und das traditionelle Männlichkeitsbild aufgebrochen werden. Das wiederum geht mit mehr Freiheit im männlichen Verhalten einher. Studien belegen: In partnerschaftlichen Familienmodellen gibt es weniger Gewalt. Davon profitierten Männer, Frauen und Kinder und auch die Wirtschaft. “ Erich Lehner, Männlichkeits- und Geschlechterforscher
16 Tage gegen Gewalt an Frauen
Vom 25. November bis 10. Dezember 2024 rufen die Kampagnen „16 Days of Activism Against Gender Violence“ dazu auf, ein Zeichen gegen geschlechtsspezifische Gewalt zu setzen. Statistiken aus dem Jahr 2023 zeigen: Weltweit wird alle 10 Minuten eine Frau vorsätzlich von einem Partner oder Familienmitglied getötet. Weitere Informationen >>
Milliardenkosten durch toxische Männlichkeit
Toxische männliche Verhaltensweisen und die daraus resultierende Gewalt haben nicht nur schwerwiegende soziale und gesundheitliche Konsequenzen, sondern ziehen auch immense wirtschaftliche Kosten nach sich. Im Vergleich zu anderen volkswirtschaftlichen Erhebungen gibt es auch im Bereich „Gewalt gegen Frauen und Kinder“ so manche Datenlöcher. Hier haben wir einige Studien zusammengesammelt. Zwar gibt es wenige Studien über die Kosten häuslicher Gewalt. Was jedoch alle Zahlen verbindet: So oder so: Sie sind extrem hoch.
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Im Buch von Boris Heese „Was Männer kosten“ zeigt sich sehr anschaulich, dass toxische Männlichkeit alleine in Deutschland mindestens 63 Milliarden Euro Kosten pro Jahr verursacht. Männer verursachen doppelt so viele Verkehrsunfälle und machen 75 % der Alkoholtoten aus. Über 80 % der häuslichen Gewalt geht von Männern aus. Männer belegen 94 % der Gefängnisplätze in Deutschland.
Wirtschaftliche Auswirkungen häuslicher Gewalt
USA: Eine Studie des Centers for Disease Control von 2008 zeigt, dass Überlebende von häuslicher Gewalt pro Jahr 8 Millionen Arbeitstage verlieren und zwischen 21 % und 60 % der Betroffenen ihren Arbeitsplatz. Bis zu 50 % der Opfer von häuslicher Gewalt werden zudem am Arbeitsplatz belästigt. Zwischen 2003 und 2008 wurden 142 Frauen an ihrem Arbeitsplatz von ihren Peinigern ermordet, was 78 % der in diesem Zeitraum getöteten Frauen entspricht. Quelle: Center for Disease Control 2003, US Gen. Accounting Office
Häusliche Gewalt: Ein globales Problem
Die erste globale Studie von James Fearon (Stanford University) und Anke Hoeffler (Oxford University) im Jahr 2015 zeigt: Häusliche Gewalt ist mit Abstand am teuerste und verursacht pro Jahr weltweit Kosten von rund acht Billionen Dollar, umgerechnet etwa 6,1 Billionen Euro. Die wirtschaftlichen Schäden durch häusliche Gewalt sind damit 6,5 Mal größer als die durch Tötungsdelikte und mehr als 50 Mal größer als die durch Bürgerkrieg verursachten Verluste. Weiters wird auch in dieser Studie betont, dass Prävention, die Förderung partnerschaftlicher Lebensweisen und Investitionen in Fürsorge, Pflege und Bildung positive BCR-Rate (benefit-cost ratio) erzeugen. Quelle: Beyond Civil War : The Costs of Interpersonal Violence
Die Kosten häuslicher Gewalt in Europa
Die Studie aus 2021 vom Europäischen Institut für Gleichstellungsfragen (EIGE) schätzt die Kosten geschlechtsspezifischer Gewalt in der EU auf 366 Milliarden Euro pro Jahr. Diese hohen Kosten entstehen z.B. im Gesundheitssystem, bei Polizei und Justiz, durch Arbeitsausfall, Krankheit und Traumafolgen für Frauen und Kinder. Weiters geht darin hervor, dass nur ein verschwindend geringer Kostenteil bisher für die staatliche Finanzierung von Unterstützungsangeboten, wie Fachberatungsstellen aufgewendet wird. Die gesellschaftlichen Folgekosten von häuslicher und sexualisierter Gewalt gegen Frauen belaufen sich für Deutschland auf ca. 54 Milliarden Euro pro Jahr, das ist die unglaubliche Summe von 148 Millionen Euro pro Tag. Bereits 2006 ergab eine durchgeführt Studie von Birgitt Haller und Evelyn Dawid über „Die Kosten häuslicher Gewalt in Österreich“ 78 Millionen Euro Kosten jährlich verursacht.
Caring Masculinities als Schlüssel
Die aktuelle österreichische Studie „GEQ AT Gender Equality and Quality of Life Austria“ zeigt, dass die gleichberechtigte Aufteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit häusliche Gewalt deutlich reduziert. Geteilte Care-Arbeit fördert somit friedlichere Gesellschaftsformen. Familien, in denen Entscheidungen gemeinsam getroffen werden, haben ein geringeres Risiko für Gewalt. Ungleiche Machtverhältnisse und traditionelle Rollenbilder erhöhen das Risiko. Beispielsweise berichten 35 % der Befragten aus Haushalten mit traditionellen Rollenbildern, in denen der Vater alleine entscheidet, von körperlicher Gewalt in ihrer Kindheit. Dagegen sind Familien, in denen beide Elternteile gleichberechtigt entscheiden, deutlich sicherer. Die Studie zeigt, wie problematisch traditionelle Geschlechterbilder sein können. Nur 50 % der befragten Männer lehnen die Aussage ab, dass „ein Mann sich gegen seine Frau durchsetzen muss“. Solche Haltungen fördern Machtungleichgewichte, die Gewalt begünstigen.
Rahmenbedingungen für Geschlechtergerechtigkeit
Damit Partnerschaften geschlechtergerecht gestaltet werden können, müssen unterstützende Strukturen geschaffen werden. Es braucht eine Politik, die sich konsequent für eine caregerechte Gesellschaft einsetzt und Männern die Möglichkeiten eröffnet, sich aus den dominanten Männlichskeitsbildern zu lösen. Auch Unternehmen, die innovative Angebote für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Männer anbieten, tragen hier wesentlich dazu bei, dass wir in einer friedlicheren, partnerschaftlichen und besseren Welt zusammenleben.
Caring Masculinity als Schlüssel zu einer friedlicheren Gesellschaft und robusteren Wirtschaft
Caring ist nicht weiblich, sondern menschlich.
Wir brauchen das Wirtschaftskonzept Caring Economy. Jetzt. Für alle.