Das Problem und die Symptome
Bad Management Are Destroying Good Care
Um dem komplexen Problemfeld „Pflegenotstand“ mit nachhaltigen Lösungen begegnen zu können, bedarf es einer ernsthaften Auseinandersetzung, wie Arbeitsorte der Pflegeorganisationen den Menschen und ihrer Arbeit gerecht gestaltet werden können. Nur so wird es möglich sein, den jahrzehntealten Symptomen Fachkräftemangel, zu rasches Ausscheiden aus den Pflege-Berufen, vorhandene Belastungen in den Unternehmen und in den zu pflegenden Familien, sowie dem Innovationsmangel entgegenzuwirken.
Es braucht strukturelle Änderungen. Es braucht in Unternehmen selbstorganisierte Teamarbeit in Dezentralität.
„Fürsorgliche Geschäftspolitik schafft nachweisliche Rendite.”
Riane Eisler, Caring Economy
In der österreichischen Pflegelandschaft herrscht eine mechanistisch geprägte Vorstellung von Unternehmensführung. Eine Logik, die aus produzierenden Industrieunternehmen von vor einem Jahrhundert abgeleitet wurde und sich auch im Pflegebereich, einem hoch-komplexen, hoch-sozialen Arbeitsfeld etabliert hat. Diese tayloristische, hierarchische Form der Unternehmensgestaltung zeigt sich vor allem in der funktionalen Teilung von Pflegetätigkeiten. Und in der Messung von und Zergliederung in Einzelleistungen, durch hohe Anstrengungen, die Arbeit steuern, vorgebend und kontrollieren zu müssen und in einer Zunahme an Bürokratisierung. All das ist sowohl unökonomisch als auch eine sozial abschätzige Form, mit Menschen umzugehen. Solange der Fokus auf Effizienzsteigerung aus diesen mechanistischen Logiken heraus weiter betrieben wird und innerhalb dieses alten Denkrahmens nach Lösungen gesucht wird, wird es nicht gelingen, nachhaltig eine Stabilisierung zu erreichen. Diese Form der Unternehmensführung ist einer der größten Irrtümer in der Gestaltung von Arbeit und Zusammenarbeit in Komplexität. Wir brauchen eine andere, zeitgemäße Form der Organisationsgestaltung und Zusammenarbeit.
Bereits sehr bekannt ist das erfolgreiche Pflegunternehmen Buurtzorg aus den Niederlanden. Charakteristisch für dieses Beta-Unternehmen sind selbstorganisierte Teams in Dezentralität. Der Gründer Jos de Blok war bereits mehrmals in Österreich und ist einigen Schlüsselpersonen aus Wirtschaft, Politik und aus dem Gesundheitssektor bekannt.
Fakten: Was ein dezentrales Organisationsmodell, das Arbeiten in selbstorganisierten Teams an Erfolgen bringt:
- Von 2006 bis heute ist Buurtzorg auf 15.000 Mitarbeiter*innen gewachsenen. Es gibt das Thema Fachkräftemangel nicht. Buurtzorg war bereits fünf Mal bester Arbeitgeber. Die Mitarbeiterzufriedenheit und die Patientenzufriedenheit liegen bei 9 von 10.
- Die Kosteneinsparungen im Vergleich zu den herkömmlichen, hierarchischen Organisationsformen liegen bei bis zu 40%. Die Organisation braucht weniger Stunden pro Kunde und Jahr. Es gibt einen Rückgang der ungeplanten Krisenversorgung. Das Buurtzorg-Modell führt zu mehr Prävention und kürzeren Pflegezeiten und somit werden auch weniger Pflegefachkräfte gebraucht.
- Es ist eine effizientere Pflegeorganisation. Das zeigt sich durch höhere Produktivität, niedrigere Overheadkosten (dieser beträgt nur 8%), geringere Fehlzeiten und eine Bearbeitungszeitersparnis. Weniger Administration und mehr Pflegearbeit.
- Es gibt in mittlerweile 27 Ländern Buurtzorg-Modelle. Auch in Österreich. Aktuell wird der gemeinnützige Organisation Buurtzorg Cura Cummunitas der Zugang zu Landesförderungen verwehrt.