Reich und arm in Österreich - Caring Economy
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Reich und arm in Österreich

Die Pro-Kopf-Reichtums-Lüge

Österreich rangiert mit einem Pro-Kopf-Reichtum von 493.080 Dollar (400.455 Euro) laut einer Studie der Weltbank an siebter Stelle unter den reichsten Ländern der Welt. Trotz dieses Wohlstands zeigt der Gini-Koeffizient, ein Maß für wirtschaftliche Ungleichheit, dass die Einkommensverteilung eher ungleich ist, mit einem Wert von 0,49 für Primäreinkommen. Wir zählen zwar zu den reichsten Ländern der Welt, doch die Verteilungsungerechtigkeit erzeugt Armut. Und diese nimmt zu statt ab.

Armutsgefährdung und Ausgrenzung

Die aktuelle Armutsgefährdungsschwelle liegt bei 1.392€ monatlich für Einpersonen-Haushalte und steigt entsprechend der Haushaltszusammensetzung. Insgesamt sind 17,5% der österreichischen Bevölkerung (1.555.000 Menschen) von Armut oder Ausgrenzung bedroht, wobei 14,8% unter der Armutsschwelle leben und 2,3% als „erheblich materiell depriviert“ gelten.

ARMUT IN ÖSTERREICH?

Was bedeutet es, arm zu sein? Wie entsteht Armut? Was kann die Politik machen um Armut entgegenzuwirken? Ein anschauliches Video von der Armutskonferenz Österreich.

Risikogruppen und Herausforderungen

Besonders gefährdet sind Kinder, Frauen im Alter, Working Poor, Alleinerzieherinnen, Langzeitarbeitslose, Menschen ohne Staatsbürgerschaft und Personen mit chronischen Erkrankungen. Hohe Wohnkosten tragen ebenfalls zur Armut bei.

Kinder machen über ein Fünftel der Gefährdeten aus, wobei mehr als die Hälfte der Kinder in Ein-Eltern-Haushalten und 30% der Familien mit mindestens drei Kindern betroffen sind. Die Zahl der „Working Poor“ ist auf 331.000 gestiegen, und alleinlebende Frauen unter den Pensionsbeziehenden sind mit 28% überdurchschnittlich betroffen.

Pflegebedürftige und ihre Angehörigen

Langzeitpflegebedürftige Menschen sind verstärkt von Armut betroffen, da Pflegebedürftigkeit in Österreich nicht solidarisch abgesichert ist. Über 80% der Pflegebedürftigen werden zu Hause von Angehörigen gepflegt, meist Frauen, von denen etwa die Hälfte ihre Erwerbstätigkeit aufgibt. Die finanziellen Folgen der pflegenden Angehörigen sind niedrigere Pensionen und die Gefahr, selbst im Alter arm zu werden. Pflegegeld deckt nur einen Teil der Kosten, und Pflegebedürftigkeit bleibt ein individuelles Risiko, im Gegensatz zur solidarischen Absicherung bei Krankheit.

Wichtige Hebel

Wenn Fürsorge, Bildung und Pflege die Wirtschaftstreiber werden, nimmt auch der Reichtum aller zu. Damit ist nicht nur Geld gemeint.

  • Frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung: Lediglich 0,5 Prozent des BIP flossen 2021 in die frühkindliche Bildung und Kinderbetreuung.Frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung sind einer der wichtigsten Hebel für die Entwicklung von Kindern und ihrer Gesundheit. Die dadurch verbesserte Erwerbstätigkeit der Eltern verringert auch das Armutsrisiko ihrer Kinder deutlich. Nachholbedarf sieht die OECD-Studie in Österreich bei den Ausgaben für qualitative Angebote.
  • Gerechte Verteilung: Ergebnisse der Ungleichheitsforschung aus über drei Jahrzehnten belegen, dass in jenen Staaten, die in den Wohlstand aller und in gleichere Verteilung investieren, soziale Probleme abnehmen und sich die Lebensqualität der Gesamtbevölkerung verbessert.
  • Reichtum, von dem alle profitieren können, entsteht durch gerechte Verteilung, und zwar nicht nur von Geld, sondern auch von Möglichkeiten und Fähigkeiten. Wenn es gelingt, vorhandene Ressourcen durch gerechte Steuern und nachhaltige Investitionen so zu organisieren und an der Finanzierung öffentlicher Infrastruktur zu beteiligen, dass möglichst alle daran partizipieren können, können Reichtümer vieles vermögen. aus: www.armutskonferenz.at/

Quellen:

Statistik Austria, Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung – WIFO, Arbeiterkammer, Statista.com, Hans Böckler Stiftung, Demokratiemonitor SORA, Armutskonferenz, OECD, Oxfam


Armut mindert das Vertrauen in die Politik und schränkt politische Teilhabe und Beteiligung erheblich ein. Das Armut unsere Demokratien gefährdet, ist nicht neu. Das wir für die Armutsbekämpfung zu wenig tun, leider auch nicht. Wir bleiben dran!