
Die unsichtbaren Hände der Wirtschaft
Es gibt die unsichtbare Hand des Marktes von Adam Smith. Dazu stelle ich die unsichtbaren Händen der Wirtschaft. Auch wenn Adam Smith in „The Wealth of Nations“ damit etwas anderes ausdrücken wollte, als oftmals fehlinterpretiert, so werden auch nach wie vor die unsichtbaren Wirtschaftsleistungen der Frauen im ökonomischen Ort „Private Haushalte“ unterschätzt und wirtschaftspolitischer Schaden nach wie vor in Kauf genommen.
Oft heißt es, Adam Smith sei ein Gegner der staatlichen Einmischung gewesen. Doch Adam Smith behauptete weder, dass der Staat keine Rolle spiele, noch setzte es sich für eine Privatisierung von staatlichen Dienstleistungen ein. Seine scharfe Kritik an staatlicher Wirtschaftskontrolle bekommt eine ganz andere Bedeutung, wenn wir sie in ihrem historischen Kontext betrachtet. Smith stellte die Kontrolle der Oberklasse, der Grundbesitzer über der Wirtschaft infrage. Er kritisiert die „bloße Habgier“ der aufstrebenden Händlerklasse. Mancherorts arbeiten kleine Kinder, schwangeren Frauen täglich zwölf Stunden in Mienen, Kinder mussten bis 14 Stunden am Stück an Maschinen stehen. Der Staat, der vollständig in den Händen der Großgrundbesitzer- und Händlerklasse lag – unternahm nichts dagegen. Alles war darauf ausgerichtet, die wirtschaftlichen Interessen der Machthabenden zu bedienen.
„Ganz sicher wird keine Nation blühen und gedeihen, dessen Bevölkerung weiterhin in Armut und Elend lebt.“
Adam Smith
Smith glaubte, dass die Kraft des Marktes dem Egoismus durch Wettbewerb Einhalt geböte. In seinem neunhundertseitigen Werk „The Wealth of Nations“ schreibt er, dass die „unsichtbare Hand des Marktes“ dafür sorgen werde, dass die Marktakteure nicht betrogen würden und der Lebensstandard sich verbessert. Doch seine Theorie wurde auf dominanzgeprägte Denkweise basierend interpretiert und in einem dominanzgeprägten Umfeld umgesetzt. Den Preis zahlen wir heute noch. Die wirtschaftliche Ungleichheit ist kein Alleinstellungsmerkmal eines unregulierten Kapitalismus, sondern vielmehr ein generelles Merkmal von dominanzgeprägten Wirtschaftssystemen. Nicht der Kapitalismus ist das Ungeheuer, sondern die ihm zugrunde liegenden dominanzgeprägten Überzeugungen, Strukturen und Gewohnheiten, die wir aus früheren Zeiten übernommen haben.
Aus: Theorie der ethischen Gefühle, Adam Smith 1759, The Wealth of Nations, Adam Smith 1776/1789 iin The Real Wealth of Nations, Riane Eisler, 2008 – Deutsche Übersetzung: Die verkannten Grundlagen der Ökonomie