Frauen erhalten 40,1 % weniger Pension - Caring Economy
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Frauen erhalten 40,1 % weniger Pension

Der Equal Pension Day fällt im Jahr 2024 auf den 6. August.

Frauen in Österreich erhalten eine durchschnittliche Bruttopension von gerade einmal 1.378 Euro. Das liegt unter der Armutsgefährdungsschwelle von 1.392 Euro.

Die durchschnittliche Bruttopension von Männern beträgt 2.300 Euro. Das ist ein Unterschied von 922 Euro pro Monat.

Auch wenn sich die Lage im Vergleich zum Vorjahr um satte zwei Tage verbessert hat (2023 war der Equal Pensions Gap am 4. August), bleibt die Kluft weiterhin groß: Somit fällt der Equal Pension Day dieses Jahr auf den 6. August. Das bedeutet, dass Männer bis zu diesem Tag bereits so viel Pension erhalten, wie Frauen erst bis Ende des Jahres. Das ist höchst interessant, den Frauen arbeiten täglich durchschnittlich mehr als Männer.

In 10 Jahren nur 3,2 % Anpassung

Der Frauenausschuss des Österreichischen Städtebundes hat diesen Tag im Jahr 2015 eingeführt. Damals lag der Unterschied bei 43,3 Prozent. In den vergangenen zehn Jahren hat sich der Pensionsunterschied somit um nur 3,2 Prozent verringert.

Mit 40,1% weniger Pension für Frauen im Vergleich zu Männern wird deutlich, dass strukturelle Unterschiede in der Arbeitswelt sowie gesellschaftliche Erwartungen und Rollenzuweisungen eine große Rolle spielen. Frauen arbeiten mehr Stunden pro Tag, jedoch davon mehr unbezahlt. Sie sind häufiger in Teilzeit erwerbstätig, unterbrechen ihre Erwerbsbiografie für Kinderbetreuung oder Pflege von Angehörigen und sind in geringer bezahlten Berufen überrepräsentiert. Das ist nicht nur nicht-equal sondern auch kalkuliert.

Vergleich zur Europäischen Union

Im europäischen Vergleich ist die geschlechtsspezifische Pensionslücke zulasten der Frauen in Österreich besonders hoch. Hoch ist auch die Armutsgefährdungsquote der Frauen im Alter von 65 und mehr Jahren, sie liegt mit 17% deutlich über der Armutsgefährdungsquote der Bevölkerung (14%). Die Bundesregierung plant zur Reduktion der Altersarmut der Frauen ein automatisches Pensionssplitting einzuführen. Noch ist die Ausgestaltung nicht konkretisiert. Eine erste Analyse lässt allerdings keinen großen armutsreduzierenden Effekt erwarten. Weiters bleibt das Modell der ökonomischen Abhängigkeit vom besser bezahlten Geschlecht aufrecht. >> WIFO

Der Gender Pension Gap in der EU

Wir sind eines der reichsten Länder der Welt und führen auch beim Gender Pension Gap der EU. Der Gender Pension Gap betrug laut statista.com in der Europäischen Union (EU-27) im Jahr 2022 durchschnittlich rund 26 Prozent. Frauen in der Europäischen Union erhielten somit durchschnittlich eine um 26 Prozent geringere Pension als Männer. In Malta ist das Pensionsgefälle im Jahr 2022 mit durchschnittlich 41,8 Prozent EU-weit am größten. Österreich lag auf Platz vier. Österreich will anscheinend auf jeden Fall immer vorne sein. Egal wo.

Caring Economy Empfehlungen, um die Altersarmut von Frauen wirksam zu bekämpfen

  • Erhöhung der geteilten Care-Arbeit und der Erwerbsbeteiligung von Frauen: Neben der ökonomischen Unabhängigkeit durch höhere Erwerbseinkommen für Frauen sind weitere Maßnahmen zur Reduktion des Gender Pay Gaps entscheidend. Die Verbesserung der Gendergleichstellung würde das Pro-Kopf-BIP der EU bis 2050 um 6,1 % bis 9,6 % erhöhen, das entspricht 1,95 bis 3,15 Billionen EUR. Weiters braucht es die Förderung längerer Kinder- und Pflegekarenzmodellen für Männer, mehr Teilzeitarbeitsplätze für alle, statt dem regelmäßigen Erwarten von Überstunden. Das schafft insgesamt mehr Jobs.
  • Anpassungen im Pensionsrecht: Die unbezahlte Care-Arbeit (Erziehungs- und Pflegezeiten) im ökonomischen Ort „private Haushalte“ muss auch im Pensionsrecht sichtbar werden und höher bewertet werden. Weiters ist die Politik gefordert, der Gefahr der Altersarmut bereits präventiv gegenzusteuern und Niedrigeinkommen gänzlich abzuschaffen. Niedriglohn ist ein massiver Grund für Altersarmut und volkswirtschaftlich höchst schädlich.
  • Die Integration des größten Wirtschaftssektors (195.- Mrd. EURO 2022) in das BIP (Bruttoinlandsprodukt) ist ein wichtiger nächster Schritt, um die gesamte Pensionsdebatte und damit einhergehende Schieflagen in einen realistischeren Rahmen zu setzen. Sonst werden sich die Lücken auf Wirtschaft und Arbeit nicht schließen. Der Equal Pension Gap ist ein Symptom für eine Wirtschaft, die auf einem, diesem Auge blind ist; und dies kalkuliert.
  • Der flächendeckende Ausbau von qualitätvollen elementaren Bildungseinrichtungen. Hier brauchen wir nicht nur mehr, sondern bessere Kindergärten und natürlich auch bessere Arbeitsbedingungen für all die Fachkräfte, für unsere Jüngsten unserer Gesellschaft. Das dies noch immer nicht auf der politischen Agenda ganz oben steht, ist kaum nachvollziehbar.

Quellen: eurostat, WIFO, Österreichischer Städtebund,