Gender Report im Bereich Kunst und Kultur
2017-2021
von Petra Unger, Johannes Klotz, Michaela Lebisch, Alexander Toplitsch
Zentrale Ergebnisse
Die Verteilung der Geschlechter in professionellen und geförderten Kunst- und Kulturinstitutionen war 2017-2021 im Allgemeinen nicht egalitär. Während bei den bezahlten Beschäftigten und beim Publikum die Frauen in der Mehrheit waren, überwogen bei den Führungskräften (besonders den am besten bezahlten), den Aufsichtsorganen, der Sichtbarkeit von Werken und bei den direkt personenbezogenen Förderungen die Männer.
Die Einkommen der Frauen waren – sowohl bei selbständig als auch bei unselbständig Erwerbstätigen – im Mittel um 37% geringer als die ihrer männlichen Kollegen. Bezogen auf ganzjährig in Vollzeit beschäftigte Dienstnehmer:innen war der Einkommensnachteil der Frauen im Kulturbereich erheblich größer als über alle Branchen zusammengerechnet.
Das Bewusstsein, auch innerhalb der eigenen Institution etwas für die Gleichstellung der Geschlechter tun zu müssen, ist in den meisten Institutionen eher schwach ausgeprägt.
Innerhalb des Kunst- und Kultursektors besteht eine extrem große Heterogenität zwischen den einzelnen Institutionen und Sparten.
Je mehr Budget eine Institution hat, desto höher ist der Männeranteil.
Die Sparte Musik erweist sich als besonders männerdominiert.
Zentrale Empfehlungen
Für größere Kunst- und Kulturinstitutionen wird die Entwicklung konkreter Frauenförderpläne und die Umsetzung von Gender Mainstreaming empfohlen, für Führungskräfte (vor allem Männer) Aus- und Weiterbildung im Bereich Gender-Kompetenz und Diversity-Management.
In kleineren Kulturvereinen sollten vorhandene Bemühungen gegen prekäre Beschäftigungsverhältnisse unterstützt werden. Die Wiedereinsetzung der von 2009 bis 2013 tätigen interministeriellen Arbeitsgruppen zur Verbesserung der sozialen Lage von Künstler:innen wird empfohlen.
Angesichts der mangelnden Vergleichbarkeit der Länderberichte zu Kunst- und Kulturförderung wird die Standardisierung dieser Berichte mit Schwerpunkt auf Sichtbarkeit von Geschlechterverhältnissen (unter Erweiterung der binären Sichtweise und um Intersektionalität) empfohlen.
Die Erstellung des nächsten Gender Reports sollte in einem zielführenden Zeitabstand stattfinden mit parallelen detaillierteren Spartenuntersuchungen. Große, repräsentative Institutionen (mit entsprechenden Budgets aus öffentlichen Mitteln) sollten im Detail untersucht werden.