Frauen führen. Sie arbeiten mehr als Männer und leisten mehr volkswirtschaftliche Beiträge – unsichtbar, unbezahlt! Der ökonomische Ort „Privater Haushalt“ ist nach wie vor ein politisches Tabu. Gemeinsam mit Expertinnen, Ökonominnen und erfahrenen Aktivistinnen widmen wir uns erneut dem größten Wirtschaftssektor einer Nation und regen zum Nachdenken an.
Ende 2023 wurde in Österreich die Zeitverwendungserhebung 2021/22 veröffentlicht – nach 13 Jahren. Die Zahlen sprechen für sich. Nach wie vor Arbeiten Frauen in Summe mehr als Männer, davon jedoch mehr unbezahlt. Die Zeitverwendungserhebung in Deutschland wurde auch kürzlich veröffentlicht. Das Bild bestätigt sich. Es sind hauptsächlich Frauen, die sich um Hausarbeit, die Erziehung von Kindern oder die Versorgung von Angehörigen kümmern. Gerade deswegen droht ihnen Altersarmut. Die Kümmerfalle ist die Armutsfalle, obwohl der volkswirtschaftliche Wert, der im ökonomischen Ort „Privater Haushalt“ geleistet wird, enorm ist. „195 Milliarden Euro macht die gesamte unbezahlten Arbeit für 2022 in Österreich aus.“ Christine Rudolf, CloseEconDataGap. Nach wie vor scheint der Wert im Bruttoinlandsprodukt nicht auf. CaringEconomy.Jetzt, fair sorgen! und Wirtschaft ist Care wollen mit dieser Online-Lesungreihe den Diskurs im öffentlichen Raum anregen.
„Kümmert euch, versucht das untereinander auszuhandeln, aber seid vor allem erwerbstätig, damit wir den Fachkräftemangel einigermaßen in den Griff bekommen und Steuergelder bekommen.“
Online-Lesung
„Die Kümmerfalle – Kinder, Ehe, Pflege, Rente – Wie die Politik Frauen seit Jahrzehnten verrät“
von Britta Sembach und Susanne Garsoffky
Drei profilierte Personen aus den drei Ländern haben am 08.04.2024 jeweils eine ausgewählte Textstelle aus dem Buch vorgelesen und zum Inhalt Stellung genommen:
MMag.a Eva-Maria Burger, Arbeiterkammer Österreich, Leiterin Abteilung Frauen und Familie, AT
Prof. Dr. Ulrike Knobloch, Universität Vechta, Themenfeld Geschlechterforschung in Wirtschaftstheorie und Wirtschaftsethik, Publikationen >> Sorge-Glossar >>, DE
Die Autorin Britta Sembach, war selbst anwesend. Im Anschluss an die Lesung fand ein Austausch zu den ausgewählten Textstellen und zu weiteren Fragen statt.
Durch die Veranstaltung führte Elisabeth Sechser, Initiatorin von CaringEconomy.Jetzt.
Frauen halten seit Jahrhunderten den Laden am Laufen, kümmern sich um Kinder und Angehörige. Sie investieren viel in Beziehungen und versuchen zudem, ihren beruflichen Anforderungen gerecht zu werden. Sie kämpfen an allen Fronten und verlieren dennoch. Vor allem in der Lebensmitte gehen immer mehr Ehen und Partnerschaften auseinander. Im Regen stehen diejenigen, die für die Fürsorgearbeit beruflich zurückgesteckt haben: Frauen. Die Politik verweist nur schulterzuckend auf die Gesetzeslage – und die ist aus frauenpolitischer Sicht ein Skandal. Wir sagen: Damit muss Schluss sein. Die Lebensleistung von Frauen – und damit meinen wir Fürsorglichkeit und die Übernahme von Verantwortung für andere – muss endlich anerkannt und sozial abgesichert werden.
Die beiden Autorinnen
Britta Sembach, Jahrgang 1968, studierte Politikwissenschaften, Geografie und Portugiesisch. Sie arbeitete als Reporterin, Redakteurin und Kolumnistin bei mehreren namhaften Medien, darunter die Nachrichtenagentur Reuters und der WDR. Nach fünf Jahren in New York schreibt sie nun wieder Bücher in und über Deutschland.
Susanne Garsoffky, Jahrgang 1968, studierte Geschichte und Politikwissenschaften. Sie arbeitete als Reporterin, Redakteurin und Chefin vom Dienst bei verschiedenen Tageszeitungen und dem WDR und gestaltete unter anderem das frauenpolitische Magazin frauTV. Seit ihrem Umzug nach Schleswig-Holstein schreibt sie gesellschaftspolitische Bücher, arbeitet als Podcasterin und ist Referentin in der Unternehmenskommunikation eines mittelständischen Unternehmens. Sie lebt mit ihren beiden Söhnen einen Steinwurf von der Nordsee entfernt.