Steuerskandal in Deutschland
Frauen zahlen den Preis für veraltete Steuerpolitik
In Deutschland gibt es eine stille Ungerechtigkeit, die Millionen von Frauen betrifft: das Steuersystem benachteiligt sie, insbesondere jene, die in einer steuerlichen Gemeinschaft leben und in die Steuerklasse 5 eingruppiert sind. Obwohl Frauen insgesamt mehr leisten als Männer – sowohl in der bezahlten als auch in der unbezahlten Arbeit – werden sie nicht nur schlechter bezahlt, sondern auch steuerlich bestraft. Dieser Skandal betrifft allein 2,1 Millionen Frauen, die im Jahr 2020 in der Steuerklasse 5 eingruppiert waren. Doch warum zahlen sie mehr Steuern als Männer, und warum wird dieser Missstand erst in fünf Jahren korrigiert?
Frauen leisten mehr – und werden schlechter bezahlt
Es ist kein Geheimnis, dass Frauen in Deutschland sowohl im Beruf als auch im Haushalt überdurchschnittlich viel leisten. Studien zeigen, dass Frauen, wenn man bezahlte und unbezahlte Arbeit zusammenrechnet, mehr arbeiten als Männer. Doch obwohl sie mehr leisten, verdienen sie in der Regel weniger. Der Gender Pay Gap, der Unterschied im durchschnittlichen Bruttostundenverdienst von Frauen und Männern, liegt in Deutschland nach wie vor bei rund 18 Prozent. Dies bedeutet, dass Frauen für die gleiche Arbeit weniger bezahlt werden als Männer. Und als ob das nicht genug wäre, trifft sie das Steuersystem besonders hart.
Steuerklasse 5: Ein Nachteil für Frauen
Das deutsche Steuersystem bietet Ehepaaren oder eingetragenen Lebenspartnerschaften die Möglichkeit, ihre Steuerklassen zu wählen. Die Steuerklassenkombination 3/5 ist dabei weit verbreitet: Der oder die besser verdienende Partner:in wählt die Steuerklasse 3, der oder die weniger verdienende Partner:in die Steuerklasse 5. Dies führt dazu, dass der oder die besser verdienende Partner:in weniger Steuern zahlt, während der oder die schlechter verdienende Partner:in– in der Regel die Frau – höhere Abzüge hat.
Warum passiert nichts?
Der Steuerskandal ist seit Jahren bekannt, doch bisher hat die Bundesregierung nur halbherzige Maßnahmen ergriffen. Erst vor kurzem wurde beschlossen, die ungerechte Behandlung von Frauen in Steuerklasse 5 zu beenden – allerdings erst in fünf Jahren. Warum so lange warten? Kritiker werfen der Regierung vor, dass es kein ernsthaftes Interesse an einer schnellen Lösung gibt. Die Verzögerung kostet Frauen weiterhin Geld und zementiert die bestehende Ungleichheit.
Expertinnengespräch mit
der politischen Ökonomin Dr. Christine Rudolf
Christine Rudolf hat kürzlich erstmals berechnet, um welche Summen es sich handelt. Ihre Berechnungen zeigen, dass Frauen in Steuerklasse 5 jedes Jahr mehrere Tausend Euro mehr an Steuern zahlen als sie müssten, wenn das System gerechter wäre. Auf fünf Jahre hochgerechnet, summieren sich diese Beträge auf Milliarden, die Frauen unnötig zahlen.
am 19.09.2024 von 11:00-12:00 Uhr, online
Anmeldung: events@caringeconomy.jetzt
Durch die Veranstaltung führt Elisabeth Sechser
Diesmal in gemeinsamer Initative mit Vyld, CEO Ines Schiller
Christine Rudolf und Elisabeth Sechser arbeiten am unabhängigen Institut #CloseEconDataGap für Deutschland, Österreich und der Schweiz, deren Ziel es ist, ökonomische Ungerechtigkeiten aufzuzeigen und zu beziffern und die ökonomischen Datenlücken zu schließen.